Selbstmitleid besiegt Optimismus

Ich kann mir einfach nicht helfen.
Ich fühle mich ausgenutzt.
Mag sein, dass ich zum Teil selber Schuld bin. Eventuell sogar zum großen Teil. Ich hab lange genug dabei zugesehen und mitgemacht. Nur bin ich jetzt an einem Punkt, wo ich das nicht mehr kann. Ich habe keine Kraft mehr und fühle mich mit jedem Tag etwas mehr kaputtgehen.

Worum es geht.
Mein Mann und ich arbeiten bei meinen Schwiegereltern im Betrieb. Und mal abgesehen von vielen kleineren und größeren Unstimmigkeiten die hier wie überall sonst auch mal auftreten, geht es jetzt in erster Linie darum, dass ich in den Herbstferien ein paar Tage mit meinen Kinder wegfahren will. Das ist das erste Mal seit 15 Jahren, dass ich mehrere Tage hintereinander außerhalb der Sommerferien (die bei uns auch nur zehn Tage dauern) nach Urlaub frage. Das erste Mal, dass ich auf mein Recht auf mehr als zehn Tage im Jahr Urlaub bestehe.

Und das ist eine Katastrophe!

Mein Mann wurde herzitiert und vollgeheult, wie das denn gehen soll, wenn ich eine ganze Woche nicht da bin. Daraufhin hat mein Mann vorsichtig versucht, mich runterzuhandeln.

Hätte er mir die letzten Wochen zugehört, würde er hinter mir stehen, hätten wir den darauf folgenden Streit vermeiden können.

 

Ich habe vorsichtig gesagt, seit einigen Wochen ein sehr dünnes Nervenkostüm. Wenig Appetit und schlechten Schlaf. Breche schnell und oft in Tränen aus. Bringe nichts richtig geschafft.

Aber ich bin ja immer schon stark gewesen. Zuverlässig. Das wird schon wieder. Muss mich halt zusammen reißen. Wehe, ich funktioniere mal nicht, dann ernte ich gleich missmutige und enttäuschte Blicke.

 

Und jetzt das. Unglaublich. Nehm ich einfach ein paar Tage Urlaub. Total unverschämt.
Mal davon abgesehen, gibt es noch einiges mehr im Betrieb was ich als ungerecht empfinde. Aber das würde jetzt zu lange dauern.

Nun bin ich geächtet. Ausgestoßen. Jeder Fehler den ich jetzt mache wiegt mindestens zehnfach. Und natürlich bin ich schuld. An allem was schiefgeht. Direkt oder indirekt.

Und das nicht nur im Betrieb …

   

 
 
Ich mag mich nicht so voller Selbstmitleid.

3 Gedanken zu „Selbstmitleid besiegt Optimismus“

  1. Ein paar Fragen…
    Ist es wirklich falsch, sich auch mal Selbstmitleid zu erlauben?
    ich denke nicht
    Ist ein Mensch dauerhaft zu Höchstleistung fähig, wenn er nie angemessene (ihm rechtlich zustehende) Pausen hat?
    vermutlich nicht, oder?
    Wie auch immer… ich wünsche Dir auf alle Fälle ganz viel Kraft, auf Deine Bedürfnisse zu achten und sie durchzusetzen. Es ist schlussendlich Dein Leben, Deine Gesundheit ❤ Der Betrieb / die Familie profitiert ebenfalls davon, wenn Du mal wieder ausgeruht und v.a. ausgeglichen bist… Vielleicht das! Argument …

    1. Argumente, mit denen ich mich natürlich auch zu verteidigen versuche.
      Vor allem weil ich spüre, wieviel besser es mir nach einer Auszeit geht. Wie leicht der Alltag wieder fällt.
      Und dennoch immer vorher die Frage, lohnt sich die Kraft und der Aufwand?

      Hinterher ist das immer leicht zu beantworten. Am Montag geht’s für ein paar Tage in die Pfalz 🙂

      Danke Dir ❤

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